Complaint!ivism?, Neologismus, noch mit impliziter Fragestellung: sprachlicher Ausdruck für eine ? Bewegung, Technik, Kritikform ?, die Beschwerden in das Zentrum ihrer Operationen stellt.
Wortkombination aus
1.) dem im September 2021 erschienenen Buch von Sara Ahmed „Complaint!“ (Duke University Press), in dem sie mittels mündlicher und schriftlicher Aussagen von Akademiker*innen und Studierenden, die sich über Belästigung, Mobbing und ungleiche Arbeitsbedingungen an Universitäten beschwert haben, eine Studie zu Beschwerden verfasst. Ahmed untersucht hierin die Kluft zwischen dem, was passieren soll, wenn Beschwerden vorgebracht werden, und dem, was dann tatsächlich geschieht. Das Buch ist eine systematische Analyse der Methoden, in deren Anwendung Beschwerden sowohl durchzusetzen als auch unterbunden werden können.
2.) Der Suffix ‚ivism‘ weist auf eine Variante der Genrefizierung, also der Bildung eines Genres hin, Beschwerdeaktivitäten für das künstlerische Feld nutzbar zu machen. Hierbei kann es sich sowohl um das Thema der Beschwerde (deren Methoden, Potentiale, Schwierigkeiten etc.) als auch um die Technik des Beschwerens (Wann? Wo? Wie? Gegenüber wem? Mit wem?) handeln. Das Fragezeichen verdeutlicht eine Vorläufigkeit, da es sich hierbei zum jetzigen Stand um eine Hypothese handelt, die im Verlauf des Wintersemesters 2021/22 zu prüfen ist. Die Prüfung beinhaltet unter anderem die Klärung von Gemeinsamkeiten oder Unterschieden etwa zur Institutional Critique, zur Protest Art oder zur Conflictual Aesthetics und soll anhand konkreter Beispiele aus dem künstlerischen, kuratorischen und kunstinstitutionellen Bereich vorgenommen werden.